Am Sterbebett Franziskus'

mein Traum in Bad Bederkesa

Franziskus liegt im Sterben.
Sein Kammerdiener ist um ihn.
Ich bin auch in der Nähe. Ich schleiche nachts durch die Treppenhäuser des Vatikans, streife über entlegene Dachböden. Überall an den Wänden hängen Gekreuzigte. So wie in manchen Jagdhütten die Trophäen hängen. Wieviele Male hat seine Kirche ihn geopfert!
Wenn jeder hängende Jesus eine symbolische Befestigung des Sohnes Gottes ist, wird er durch diese Skupturen noch lange angenagelt bleiben, geht mir heute morgen durch den Kopf.

Braune erdfarbene Vertäfelungen - ich mache mich an Franziskus Bett zu schaffen, Laken nachziehen.

Bin sehr leise, aber Parkette und Treppen knacken.

Rücke hier und da einen Gegenstand gerade, ich meine, dass niemand meine Anwesenheit wahrnimmt.
Doch da wird ein Licht entzündet. Der Papst hat mich bemerkt. Er beschwert sich barsch auf italienisch über mich, steht auf einmal auf und mir fast gegenüber ohne mich direkt anzusehen.

Weist seinen Diener an: "Der (ich) soll weg!"

Ich gehe beschwichtigend und betroffen, wiegele mit beiden Händen beruhigend ab (wolltˋ doch nur helfen).
Franziskus nickt ungnädig und wendet sich ab, geht wieder zu Bett.
Aber seine Seele oder seine nachfolgende Inkarnation, was weiß denn ich (?), löst sich aus seinem Körper, bleibt bei mir stehen und wendet sich mir zu. Strahlend blaue Augen, blonder Pony, eine dralle junge Fau schaut mich spitzbübisch an. Sie ist ungefähr so groß wie ich, zuckt dann mit den Schultern, dreht sich um und läuft ihrem sterbenden Vorgänger nach, verschmilzt wieder mit ihm und Franziskus legt sich ins Bett.


Alles nicht schlimm. Ich verlasse die Gemächer des Todgeweihten.
Das hier ist nicht meine Aufgabe.

 


In Bad Bederkesa arbeitete im Januar eine Hospizgruppe zum Thema "Übergänge".

Ich erzählte die Märchen meines Programmes und wir haben über die Texte und Bilder gesprochen.

Am Vorabend war ich angereist und habe in diesem Evangelischen Bildungszentrum übernachtet.

Die Atmosphäre, das Thema, die Stille - mir träumte es zu Übergängen.